Der Alex - 33 Tage nach seinem 19. Geburtstag
In den letzten drei Wochen kam es auf ukrainischer Seite zur Bildung mehrerer Brückenköpfe bei Krinky (46.7464481257208, 33.11579704284669) und bei Pischanivka (46.64790423818282, 32.83590316772462). Der vorhandene Brückenkopf bei Oleshky wurde etwas erweitert. Am vergangenen Mittwoch, den 25. Oktober 2023, haben die Russen dann mit der Verlegung von mind. 2 Brigaden (114. MotSchtzBrig bei Nova Kakhovka, einer Storm-Z Einheit bei Pischane (ich kenne die Grösse nicht, vermute Btl Grösse) und der 127. AufklBrig bei Poima. Eine russische Brigade entspricht ca. 5000 Mann.
Wenn ich mir -für mich- die Lage betrachte, dass es südlich Orichiw nicht mehr weitergeht (ja, ich weiss: Rasputiza), bei Awdijiwka der Russe trotz massiver Verluste Raum gewinnt und auch bei Bachmut kaum noch Bewegung zu sehen ist, gehe ich davon aus, dass die Ukrainer keine Reserven mehr für umfassende Operationen haben.
Als der erste erfolgreiche Landungsversuch bei Kozachi Laheri gemacht wurde, der ja erfolgreich war, zogen sich die Ukrainer wieder zurück. Hier war man vermutlich von sich selbst überrascht, dass das ganze funktionierte. Aber bei den aktuellen Landungen müssen die Brückenköpfe erweitert werden. Vergleiche ich das ganze mit dem Brückenkopf von Ljutisch, waren nach einer Woche schon 2 Regimenter zwischen Stari Petriwzi und Ljutisch. Einer schrieb eben im Blog "Ja, man muss zuerst die russische Artillerie zerschlagen..." Das gehört mit zum erweitern des Brückenkopfes dazu. Auch muss eine Kriegsbrücke, Schimmbrücke, erreichtet werden um Fahrzeuge auf das jenseitige Ufer bringen, damit ich eine höhere Mobilität erreiche und Schwerpunktmässig an der Erweiterung arbeiten kann. Das Argument der Art niederkämpfen zieht nur bedingt. Die Sicherung des Brückenkopfes wird auch über die Erweiterung entwickelt. Ich denke, dass die Ukrainer Probleme haben zusammenhängend zu planen und -meiner Meinung nach- keine Reserven mehr haben um eine Umfangreiche raumgreifende Operation.
Der Überraschungsmoment ist weg, er konnte nicht ausgenutzt werden. Der Russe führt Reserven heran und schränkt somit die Bewegungsmöglichkeiten ein. Je mehr Raum gewonnen werden kann um so besser ist der Gewässerübergang zu schützen. Gepard und Hawk wären hilfreich, auch Patriot, die russ. Flugzeuge auf grosse Entfernung halten könnten.
Die Absicht von ukrainischer Seite ist es westl. bis zum Rand der Wüste einzubrechen und östlich um die Nachschubstrasse zu sperren. Die Wüste kann wohl nicht, oder sehr schlecht, mit Fahrzeugen durchquert werden. Dennoch sind es ab Oleshki 100km bis Perekop. Um das ganze zum Erfolg zu verhelfen, müssten südlich der Wüste die Einheiten sofort nach Osten abdrehen um dort die Flanken zu sichern. Ein Kräfteansatz von mindestens 7-8 Divisionen für die östliche Flanke, 1 Div zur Reserve und 2 Brigaden zum aufrollen des westlichen Bereiches.
Hier wird es der Ukraine einfach nicht reichen. Sie kann ihre Saporischia Front, Donbas- und Luhanskfront nicht schwächen.
Siehe Übersichtskarte unten.
Die Karte kann hier abgerufen werden:
DeepStateMAP | Day 614 | Map of the war in Ukraine
Quelle: Deepstatemap.live, abgerufen am 30. Oktober 2023 /17.00 Uhr
Vor 80 Jahren: Der 15. Tag an der Front, 10. Oktober 1943
Der "Heldentod"
Alex verreckt qualvoll an einem Bauchschuss fast 2 Tage lang!
In der Nacht ging es schon los: Die Rote Armee schoss heftig mit der Artillerie auf die deutschen Stellungen zwischen Guta Meshigorskaja und Staro Petrowzy. Im Laufe des Tages kam es im nördlichen Divisionsabschnitt zu sieben großen Durchbruchsversuchen, sechs davon in Bataillonsgröße und einer in Regimentsgröße mit Panzerunterstützung.
Das KTB:
„[…] In der neu eingerichteten HKL zwischen Ljutesh und Guta Meshigorskaja stehen nunmehr zusammengeraffte Einheiten [Fremd-, Urlauber-, Tross- und Genesendeneinheiten] des Korps. Sie haben sich heute wiederum bei der Abwehr […] und hohen eigenen Verlusten (200 Mann) bewährt […]“
Der Ic, dritter Generalstabsoffizier der Division und zuständig für Feindnachrichten und Aufklärung, notierte im KTB:
„[…] schwächere Angriffe in Kompaniestärke gegen Nordrand Staro Petrowzy wurden abgewiesen. Feind schiebt sich von dort näher an die HKL heran […]“.
In diesem Bericht wurde auch von dem Durchbruch berichtet, von dem der Alex schrieb: „[…] Ein Feindeinbruch an P. 140 [Geländemarke Punkt 140 – in der Regel eine Höhenangabe] im Gegenstoß bereinigt. Mit neuen Angriffen an dieser Stelle ist zu rechnen […]“.
Um die Heftigkeit der Kämpfe zu beschreiben, wird im Folgenden aus der Tagesmeldung des Korps an das PzAOK 4 zitiert:
„[…] Das Korps kämpfte auch am 10.10. unter Einsatz aller Reserven vornehmlich im Raum Ljutesh – Guta Meshigorskaja gegen einen Feind, der sich laufend verstärkte und an der ganzen Korpsfront nunmehr auch teilweise mit Panzer- und Luftwaffenunterstützung Angriffe in Btls. Stärke führte […]“.
Da die Stellungen von Alex’ Kompanie bei Staro Petrowzy lagen, ist davon auszugehen, dass er bei einem eigenen Gegenstoß fiel. In seinem letzten Brief vom 10. Oktober 1943 schrieb er von vier Stürmen, also Angriffen, bei denen er dabei war und heil davonkam. Leider präzisiert er nicht den Ort, an dem der Angriff am 4. Oktober stattfand. Auch Albert Kolz berichtete von einem Angriff am 10. Oktober um 14:00 Uhr: „[…] Für 14.00 Uhr ist der zweite Angriff auf den russischen Brückenkopf befohlen […] Unser spärliches Artilleriefeuer geht dem Angriff voraus. […]“.
Dann berichtete er von russischen Scharfschützen, die Explosionsgeschosse einsetzten. Auch der Alex erwähnte die Scharfschützenplage: „[…] Die russischen Scharfschützen schossen nur Kopfschüsse […]“
Albert Kolz berichtet den Eltern von Alex, wie er gestorben ist:
Zwei Tage lang liegt der Alex zwischen den deutschen und sowjetischen Linien mit einem Bauchschuss! Er schreit um Hilfe, doch die Kameraden können ihn nicht bergen, wegen den Scharfschützen. Man hört ihn zuerst schreien: "Hilfe!", dann rufen "Helft mir!". So geht es in die Nacht. Zum Abend des 11. ist es nur noch ein wimmern das man hört bis es verstummt. Ob Alex, wie im Brief der Einheit beschrieben "beigesetzt" wurde, kann ich mir nicht vorstellen. Sonst hätte man ihn aus dem Vorfeld bergen und versorgen können. Das Schreiben der Einheit nennt man "Verlustmeldung" - das habe ich erfahren, als ich nach Paula´s Vater Karl recherchiert habe. Das DRK fragte nach der "Verlustmeldung", die ich als Kopie dorthin schicken musste.
Der Alex - 33 Tage nach seinem 19 Geburtstag!
Noch keine 2 Wochen an der Front - TOT. Aus seinem jungen Leben gerissen. Wie so viele. Auf allen Seiten! Verreckt. Für´s Vaterland? - nein, für eine verbrecherische Bande!
„Gekämpft und gefallen als Held für Volk und Vaterland.“
Für diesen dummen Spruch wurden junge Männer verstümmelt und ermordet, Kinder ihres Vaters, Mütter und Väter ihrer Kinder, Frauen ihrer Männer beraubt. Davon konnten sich Alex und die anderen Opfer nichts kaufen! Unsinnig wurde Leben vernichtet, junge Menschen ihrer Jugend, Zukunft und Träume beraubt! Auf jeder Seite! Seelisch beschädigt, fürs Leben gezeichnet, weil Sie unfassbar brutale Erlebnisse hatten.
Opa Peter, im Juni 1944 in Italien gefallen, hinterliess seine Frau mit 7 Kindern. Meine Mama wuchs ohne Ihren Papa auf, sie hatte ihn nie kennengelernt!
Und wie wir sehen, geht dieser Wahnsinn weiter! Ob Ukraine, Israel, Afrika, Asserbaidschan/Armenien, Türkei/Syrien - Für Geld, Macht und Ideologien werden junge Menschen verheizt.
Eine Wahnsinnige radikal-islamistische Gruppe tötet auf einem Festival für Liebe, Frieden und Freundschaft (Supernova-Festival) 260 friedlich, Party feiernde unbewaffnete Menschen! Im Vorbeifahren werden Menschen in ihren Autos erschossen.
Ich hoffe nur, dass die Israelische Regierung nicht den Kopf verliert und nach dem Alten Testament "Auge um Auge, Zahn um Zahn" vorgeht und eine Kollektivbestrafung der Palästinenser vornimmt. Es gibt dort sicherlich auch Anständige, die nichts mit dem Hass zu tun haben! Behaltet die Menschlichkeit - egal wie schlimm es ist!
Und die Bundesregierung ist gut beraten, alle Antisemitisten, die bei den Demos in Berlin und Hamburg dabei waren und zu diesen aufrufen, die Deutsche Staatsangehörigkeit, wenn sie einen Antisemitistischen Lebensstil und -einstellung haben, abzuerkennen und in den Libanon oder Iran abzuschieben.
Vor 80 Jahren: Der 14. Tag an der Front, 9. Oktober 1943
Der bewölkte Samstagmorgen wurde von den Roten Kampf- und Schlachtfliegerkräften genutzt, einen vormittäglichen „Morgengruß“ an die deutschen Landser in Staro Petrowzy zu senden. Das KTB notierte:
„[…] feindliche Bombenabwürfe auf Staro Petrowzy, eigene Stukas bekämpfen Ansammlungen bei Ljutesh. […]“
Über Tage hinweg wurde Staro Petrowzy erneut von Artillerie-, Stalinorgel- und Granatwerferfeuer belegt.
„[…] Feind setzt seit 2.30 Uhr laufend von Insel Westerland auf das Westufer über […]“
Sonst scheint die Nacht in Staro Petrowzy ruhig verlaufen zu sein. Dennoch gab es tagsüber Erkundungsangriffe durch sowjetische Stoß- und Spähtrupps.
Das Wetter war an diesem Tag klar und bewölkt. Im Bereich Staro Petrowzy herrschte weiterhin Ruhe, bis auf das starke und fast ständige Störungsfeuer mit Artillerie, Stalinorgel und Granatwerfer. Ab 20:30 Uhr begannen Angriffe auf die Stellungen des GR 168 von Höhe 142,4, südwestlich Ljutesh. Diese wurden jedoch abgewiesen. Um 23:00 Uhr begann ein zweiter Angriff, der ebenfalls blutig abgewiesen wurde.
Die Anhöhe lag zwischen Staro Petrowzy und Huta-Meshigorka im Wald. Sie war wichtig, da man von ihr aus Einsicht auf den Brückenkopf Ljutesh hatte und somit deutlich besser Artilleriefeuer und Angriffe leiten konnte. Genauso wie sie für die Wehrmacht interessant war, war sie auch für die Rote Armee für aufklärerische Zwecke interessant. Eine alte Militärweisheit weiß: „Wer die Höhe beherrscht, beherrscht das Tal.“
Die Niederungen des Dnjepr östlich von Ljutesh und nordöstlich Staro Petrowzy sind heute vom Kiewer Meer überflutet. Die Höhe 142,4 lag damals etwa fünf bis sechs Kilometer westlich des Dnjepr. Albert Kolz notierte auf seinem Notizblock, dass der Alex am 8. Oktober gefallen sei. Seinen letzten Brief schrieb Alex also an seinem Todestag.
Die Kämpfe gehen weiter. Der Blutzoll ist auf beiden Seiten enorm:
Die Wehrmacht setzte ca. 400.000 Soldaten ein, von denen 41.000 fielen oder verwundet wurden. Die sowjetischen Zahlen sind vermutlich geschönt: 6491 Tote und 24.078 Verwundete - nur für die Schlacht um Kiew. Die Zahlen können mit dem Übergang bei Ljutesch sicherlich höher angesetzt werden. Für die Operation Tschernihiw-Poltawa, lagen die Verluste der Woronescher Front bei 177.504 Tote und Verwundete, bei einem Ansatz von 665.500 Mann zu Beginn der Offensive. In dieser Angabe sind nicht nur die Kampf- und Kampfunterstützungseinheiten, sondern auch die Rückwärtigen Dienste. Die Masse der Verluste für beide Seiten kommen von den Kampfverbänden.
Wer interessiert ist, kann sich folgende Seite mit den sowjetischen Zahlenangaben, anschauen (web.archive.org):
Russland und die UdSSR in den Kriegen des 20. Jahrhunderts - Verluste der Streitkräfte (archive.org)
Hier ein Overlay der Lagekarte um den 7. Oktober 1943. Die 68. ID hat den Wyschgorod noch nicht übernommen. Die alte Landschaft, vor der Anlage des Kiewer Meeres, ist zu erkennen. Man sieht, wieviel Land jetzt unter der Wasserlinie liegt.
Quelle: Google Earth, abgerufen 12/2019
Auch an diesem trockenen Tag, gingen die schweren Kämpfe weiter. Die Sowjets versuchen Ihren Brückenkopf nach Nordwesten, Richtung Demidowo, auszuweiten. Die Wehrmacht versucht ihn von Süden und Westen einzudrücken.
Die Front des XIII. AK ist aufgeteilt (von Süd nach Nord): 68. ID: Wyschgorod - Novi Petriwzi, 82. ID Novi-Petriwzi - Muta-Meshigorska; 208. ID Muta-Meshigorska - Dymer (Giebowka) - 340. ID Dymer (Giebowka) - Tolokunskaja Rudnja
Zwei am Nachmittag geführte Angriffe des GR 168 zur Wegnahme der Höhe 142,4, kam trotz Artillerie-, Sturmgeschütz- und Luftwaffenunterstützung nicht zum Tragen und wurde von den Rotarmisten mit starkem Infanterie- und Artilleriefeuer abgewehrt.
Albert Kolz schrieb dazu in seinem Tagebuch:
„[…] bis zur russischen Stellung ist es eine Entfernung von etwa 800 Meter. Nach den ersten 100 Meter setzt russisches Artilleriefeuer, seitlich aus einer Bucht, ein. Es ist ein furchtbares Gemetzel. […] [sic!]“
Mittlerweile machten sich Munitionsmangel bei Artillerie- und Infanteriemunition sowie die Grabenstärke der Infanteriekompanien bemerkbar. Es fehlte auch an Maschinengewehren, dem Rückgrat der Verteidigung.
Bei diesem Angriff fiel Unteroffizier Georg Eul, 2. Kompanie GrenRgt 168 (wie Alex auch) aus Hüttenrode/Harz, mit 39 Jahren. Er hinterliess eine Frau und seinen Sohn Manfred, 6 Jahre alt. Ob Eul Gruppen-/ oder Zugführer von Alex war, ist nicht mehr nachforschbar. Das Eul gefallen war, schreibt Uffz Hugo Zeise in einem Feldpostbrief an Heinz Gerath (beide in 12./168), der im Buch "Infanterie-Regiment 168" der Kameradschaft 82. ID, abgedruckt ist.
An jenem Abend bekommt Alex besuch von seinem Kameraden Albert Kolz. Albert und Alex waren seit der Grundausbildung in Trier Kameraden. Sie gingen zusammen nach Frankreich in die Normandie und von dort nach Kiew an die Ostfront. Während Alex, wie Georg Eul in der 2./168 war, war Albert in der 4./168. Zwischen den beiden Männer ergab sich ein Gespräch, den Auszug gebe ich im nächsten Abschnitt wieder.
Nach seiner eigenen Verwundung mit dem "Heimatschuss", fährt er am 4. Dezember 1943 nach Braunshausen zu Alex´ Eltern und berichtet dort.
Kolz schreibt:
„Am ersten Dezember komme ich um 08.00 Uhr in Reinsfeld an. Am dritten fahre ich nach Butzweiler. Von dort muss ich eine Stunde bis Bierfeld laufen. Am vierten gehe ich von Butzweiler nach Braunshausen. Ich besuche die Eltern von Alex Weiler. Er ist am 8. Oktober gefallen. Nachts vorher war ich noch mit ihm zusammen. Sein Abendessen hatte er mir mit der Bemerkung gegeben: „ich bringe nichts runter. Iss Du, wir kommen hier nicht lebend raus.“ Ich versuchte ihm Mut zu machen, aber er war total deprimiert. Erst am 10. Oktober erfuhr ich, dass Alex am 8. gefallen war. Er war in der zweiten Kompanie, ich in der vierten. Sein Vater sagt mir, Alex hätte bei seinem letzten Urlaub im August viel vom Tod gesprochen. Bei der Getreideernte sagte er einmal: „Wenn die Stoppeln faul sind, dann bin ich auch faul“ Es ist eine bedrückende Atmosphäre bei seinen Angehörigen. [sic!]“
Buchtipp: Heimatschuss - Tagebuch des jungen Infanteriesoldaten Albert Kolz, Hrsg. Heinz Kolz, Verlag Matthias Ess, ISBN: 978-3-945676-23-3
Diese letzte Aussage hatte mir mein Vater und auch Onkel Gerhard, immer erzählt:
Leo konnte sich daran erinnern und erzählte, als ich mit den Nachforschungen zu „Der Alex“ begann: „Alex starrte geistesabwesend in eine Ecke am Boden des Getreidefeldes, als Mutter ihn ansprach: ‚Alex, was ist denn?‘ Darauf antwortete der Alex: ‚Wenn die Stoppeln faul sind, bin ich auch faul.‘“
Heute Morgen erreichten mich dann die ersten Meldungen aus dem Nahen Osten: Die Hamas begann -in russischer Propaganda-Manier- eine Militäroperation gegen Israel. Auf offener Straßen wurden Zivilisten, also Frauen, Kinder, Männer, erschossen. Die Menschen haben nicht aus dem vor 78 Jahren beendeten Krieg gelernt, die Menschen sind in den letzten Jahren so aggressiv und egoistisch geworden - Schlimm.
Hoffen wir auf ein gutes und baldiges Ende dieser Kriege. Was bringt der Krieg einem? Außer Leid und Verlust? Kinder verlieren ihre Väter, Mütter und Väter ihre Kinder und Frauen ihre Männer.
Haben Sie, lieber Leser, sich einmal gefragt, warum die "Alten" Kriegsteilnehmer immer "Rote Nasen" hatten und -man entschuldige mir das jetzt- nach Alkohol gerochen haben? Weil sie mit ihrem erlebten und ihren Erfahrungen aus dem Krieg nicht zurecht kamen! Wie oft kam es vor, dass ein Mann seine Frau in Nacht angegangen ist, weil er einen "Flashback" hatte? Plötzlich holten ihn im Schlaf Nahkampfszenen ein, so dass dachte, dass er im Graben einem Rotarmisten an die Gurgel ging, dabei war es doch seine Frau, die gewürgt wurde - das gab´s bei uns im Dorf! Früher gab es keine Behandlung für PTBS (Posttraumatisches Belastungsstörung Syndrom). Oft hörte ich den "Alten" im Dorf zu, wenn sie zusammen saßen und Kriegsgeschichten erzählten. Oft stockte einer, stand auf und ging. Andere trieben die Erinnerungen das Wasser ins Auge, andere sagten plötzlich nichts mehr und kippen ein Bier oder einen Schnaps in sich. Übrigens trifft das auch für "Blitzmädels" und Krankenschwestern zu, die ebenfalls ihre Erlebnisse verarbeiten mussten.
Wie es Alex und seinen Kameraden wohl körperlich und seelisch ging an diesem Tag? Wie hoch waren die eigenen Verluste? Die Kämpfe der beiden Tage vorher waren sicherlich sehr zehrend und hart. Im Laufe des Vormittages bricht die sowjetische Rote Armee wieder in Staro Petrowzy ein. Ein von der Division geführt Gegenangriff hat keinen Erfolg, zu gross ist die zahlenmässige Überlegenheit der Sowjetischen Einheiten.
Manfred Eul, der Sohn von Uffz Georg Eul, konnte anhand seiner Erinnerungen dazu beitragen, dass eine Grablage in Novo Petrowzy bei der Kapelle des heiligen Georg, untersucht wurde. Dort wurden 61 Deutsche Soldaten, im Rahmen einer Exhumierung, gefunden. Ob darunter "Der Alex" oder Georg Eul ist, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da die Identifizierung durch den Russisch-Ukrainischen Krieg derzeit nicht möglich ist. Die Gebeine sind, lt. Aussage des Volksbund Kriegsgräberfürsorge, noch gelagert. Wie viele Gebeine in den Fluten des Kiewer Meeres versunken sind, ist nicht ermittelbar. Es scheint, als ob keine entsprechenden Daten seitens des Militärarchiv in Freiburg zu Grablagen zu existieren.
"... Die Kämpfe um Kiew und die Region Kiew waren entscheidend, blutig und grausam. Die Faschisten konnten den Verlust eines so wichtigen strategischen Objekts wie Kiew nicht akzeptieren. Um jeden Preis versuchten sie, verlorene Stellungen zurückzuerobern, indem sie in einigen Gebieten 10 bis 15 Mal am Tag zum Gegenangriff übergingen und entschlossen unsere Stellungen stürmten. Von Fastiv aus wurden verzweifelte Gegenangriffe gestartet, aber am 7. November wurde die Hauptstadt dank der Soldaten der 91. Panzerbrigade von Jakubowskij vom Feind befreit." Kann man auf der Homepage der Gemeine Stari Petrowzy nachlesen und weiter: "Die Zahl der Bestattungen ist derzeit nicht bekannt. Bekannt ist nur, dass hier während des Krieges auch sowjetische Soldaten begraben wurden, die den Dnjepr überquerten und an diesem Ufer bei der Eroberung des Hügels 98 starben, der sich in der Nähe von Mezhyhirya befand.
Als dieser Stausee angelegt wurde, begann das Wasser die Klippe wegzuspülen, das Ufer bröckelte und die Überreste von Bestattungen wurden freigelegt. Und erst im Jahr 2007 hat Rudolf Skatschko, der neben diesem heiligen Ort lebt, als Gläubiger und nicht gleichgültig gegenüber seiner Geschichte, dem Schicksal des Volkes, dieses Gebäude auf eigene Kosten gebaut und geweiht, damit das Land, in dem die Asche unserer ukrainischen Vorfahren ruht, nicht entweiht wird."
Unten: Die Kirche der Fürbitte in Novo Petrowzy. Hier wurde die Grablage der Soldaten gefunden. Herr Eul konnte sich an ein Foto dieser Kirche erinnern. Lt. der Gemeinde Website von Novo Petrowzy, gibt es im Ort Massengräber auf 2 Friedhöfen.
Das Bild stammt von der Webseite der Gemeinde.
Eine mehrmalige Kontaktaufnahme durch mich, bereits vor dem Krieg, blieben bis heute leider unbeantwortet. Wobei mir seit den Nachforschungen zu "Der Alex" die Sache im Kopf herumgeht eine Städtepartnerschaft zwischen Braunshausen und Novi Petrowzi zu initiieren.
Webpräsenz der Gemeine Novi Petriwzy: https://novipetrivtsi-rada.gov.ua/ (Ukrainisch)
Man die Seite aber sehr gut mit einem Translator übersetzen
Eine recht überschaubare Information gibt es hier: Nowi Petriwzi – Wikipedia
Im Dreieck von Orihiw (Орихив), Robotyne (роботине) und Werbowe (Вербовое)Hier mal eine Lagekarte zu den Kämpfen vor 80 Jahren in der Südukraine, zum 19. September 1943, abends.
Das Korps befiehlt der Division die „endgültige Bereinigung der Lage bei Staro Petrowzy“, im „Korpsbefehl für die Kampfführung am 5.10.43“ erteilt der Kommandierende General Hauffe der 82. und 208 ID folgenden Auftrag:
„82. ID hält Höhenstellung HKL in der Linie rechte Abschnittsgrenze bis Nordrand Ljutesh und setzt sich unter Zusammenfassung aller verfügbaren Kräfte in Besitz der Höhenstufe am Ostrand des Waldes nördlich Ljutesh und hält sie. […] Hierzu werden der Division sämtliche in diesem Abschnitt stehenden Teile der 82. ID unterstellt. […]“
Laut KTB liefen seit 06:00 Uhr harte Gefechte:
„82. ID: In harten Kämpfen, die von morgens 06.00 Uhr bis nachmittags 16.00 Uhr dauern, gelingt es der Division den Feindeinbruch von etwa 2000 Mann bei Staro Petrowzy bis auf einzelne Feindnester zu bereinigen und die HKL bis Ljutesh einschließlich, zu besetzen. […]“
Mehner schreibt dazu:
„Südlich Kiew keine besonderen Kampfhandlungen. Gegner in zähem verlustreichem Kampf aus Staryje Petrowzy geworfen, nordwestlich Ljutesh HKL gefestigt. […]“*1
Die im Tagesverlauf mühsam im Zusammenwirken mit Luftwaffe und Sturmgeschützen und unter Verlusten erkämpften Geländegewinne mussten am Abend wieder aufgegeben werden, weil die schweren Waffen, also die Artillerie, die Infanteristen in der Nacht nicht gegen Angriffe mit Sperrfeuer abschirmen konnte. Der Angriff südwestlich Ljutesh bei Punkt 109,4 (Waldkampf) und westlich davon blieb aufgrund des starken Feindwiderstandes liegen.
*1 Mehner, Kurt: Die Geheimen Tagesberichte der Deutschen Wehrmachtführung im Zweiten Weltkrieg, 1939-1945, S. 183
unten: Auszug aus dem KTB XIII. AK, NARA T315 R521 Bild 473
Die 82. ID startete mit Teilen des GR 168 (Kampfgruppe Müller-Steinfahrt) mit den verbliebenen Teilen des GR 337 (208. ID) einen Gegenangriff, um die in der Nacht verlorene Höhenstellung der HKL wiederzugewinnen. Die 208. ID meldete an das Korps: „[…] Eine Stoßgruppe der rechten Nachbardivision (I. Btl. GR168) in Verbindung mit Teilen des GR337 hat im Gegenangriff nach Norden […]“, ergänzend meldete die 82. InfDiv: „[…] Eigener Gegenangriff der Kampfgruppe Müller-Steinfahrt warf den bei 117,6 befindlichen Feind nach Norden zurück und gewann 13.40 Uhr […] in Verbindung mit Restteilen GR337 kam ostwärts der Rollbahn gegenüber starkem Feindwiderstand und feindlichen Gegenstößen nicht weiter vor. […]“
An seinem Todestag, den 10. Oktober 1943, schreibt Der Alex einen Brief an seine Eltern, Johann und Antonia, und seinen Grossvater Matthias. Er schildert hier ganz hart, wie seine Erlebnisse an diesem 4. Oktober 1943 und den Tagen dazwischen waren. Die Seiten die er verwendete, waren aus seinem kleinen Büchlein, in dem er seine Gedichte und Gedanken niederschreibt.
Den Kamerad aus Hermeskeil, den er in seinem Brief beschreibt, habe ich nicht gefunden. Die Namen auf den Gefallenentafeln des Friedhofs Hermeskeil, waren nicht deckungsgleich mit den Angaben des Volksbund Kriegsgräber. Anhand des Gefallenenort konnte ich nichts finden. Vielleicht wurde der Kamerad aus Hermeskeil verletzt und kam auf den HVP und entging so seinem Schicksal. Das dieser Brief so durch die Zensur ging, ist mir ein Rätsel. Vermutlich, weil alles drunter und drüber ging. Die Regimenter wurden mit Versprengten-, Genesenden- und Marschkompanien gerade so verstärkt, wie sie in der Frontleitstelle "greifbar" waren. Das diese bunt zusammen gewürfelten Einheiten keinen grossen Kampfwert haben, liegt auf der Hand.
„1 Russland
den 10.10.43
Liebe Alle,
Ihr werdet nun schon auf Post von mir gewartet haben. Aber es ging nicht eher. Wir sind von da, wo wir zuerst waren, weggekommen. Nicht alle. Etliche km ist der Russe durchgebrochen. Da liegen wir nun. 4 Stürme habe ich gut überstanden. Aber bei anderen 3 Mal, dachte ich es wäre zu Ende. 2 Mal im Feuer von Stalinorgel, Granatwerfer,
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Ari [Artillerie] usw. Alles auf einen Punkt konzentriert. Beine und Arme flogen weg, wie ein Wunder kam ich durch. Am ersten Abend war’s schon schlimm. Der Kamerad von Hermeskeil ist dabei, glaube ich, hinter mir gefallen, denn ich habe ihn seither nicht mehr gesehen. Vater weiss ja auch, wie es ist bei Nacht, wenn man gekesselt ist und es knallt von allen Seiten. Der schlimmste Tag war der 4.10. Wir griffen um 4 in der Frühe an, kamen bis ungefähr 75 m vor die feindlichen
3
Stellungen. Da ging es nicht mehr. Wir lagen auf einer freien Fläche. Der Russe schoss wie wild. Links und rechts sackten die Kameraden zusammen. Mit den Fingern grub ich ein Loch wo ich mich dann an den Boden presste. Gegen 11 Uhr hiess es einzeln zurück kriechen. Ich hörte das nicht. Bis um 4 Uhr nachmittags lag ich in meinem Loch und wagte mich kaum zu rühren. Schreckliches habe ich da gesehen. Die russischen Scharfschützen schossen nur Kopfschüsse.
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Ein Kamerad lag noch so ungefähr 20 m neben mir. Sonst war alles fort. Wie wir da noch rauskamen, ist heute noch kaum zu glauben. Jedenfalls von meinem Gepäck habe ich überhaupt nichts mehr. Der schöne Waschbeutel von Agnes, meine Wäsche, Briefpapier – alles haben die Russen. Einer ist noch bei mir von Reinsfeld – Kolz schreibt er sich. Wagner Peter seine Frau ist – glaube ich – verwandt mit ihm. Wie geht es immer daheim? Man ist ja so abgeschnitten von der Welt und weiss nichts mehr.
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In der Erde sitzt man wie ein Maulwurf und wartet auf den Angriff der Russen. Am schlimmsten sind die Flieger. Ihr könnt Euch ja gar keinen Begriff machen. Was machen die Tauben? Sind noch alle da? Beim ersten Schneefall nicht mehr rauslassen. Jetzt braucht ihr sie auch nicht jeden Tag rauszulassen. So sind die Päckchen angekommen mit dem Tabak für Vater und das andere? Das von Trier wird ja da sein. Hat es daheim
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keine „gelben Zettel“ mehr gegeben? Es sind doch noch einige da, die so gerne Soldat werden möchten. Wenn Großvater in Hermeskeil noch anfragen? Wie weit seid ihr denn mit der Arbeit. Die Kartoffeln werden bald aus sein. Kann [… unleserlich].
Nun will ich schliessen. Nacht herzliche Grüsse und alles
Gute
Alex
Nichts schicken, kommt doch meist nicht an! [sic!]“
Unten: Die "Gelben Zettel" von denen Der Alex schreibt. Es waren Bezugskarten für Kleider.
Dieser Tag verlief gemäß KTB ruhig:
„Feind- und eigene Lage unverändert. Tag verlief im Abschnitt der Division im Allgemeinen ruhig. […] Lebhaftes Artillerie- und Granatwerferfeuer, insbesondere im Raum Staro Petrowzy. […]“
In der Tat hatte der „Russe“ was vor: Bei der linken Nachbardivision, der 208. InfDiv, gab es ordentlich Rabbatz
„sowie Feindbewegungen vor Abschnitt des linken Nachbarn“.
Alarmierende Meldungen liefen beim Korps von der 208. ID ein. Zudem befahl das Korps, dass der Südabschnitt der 208. ID durch die 82. ID bis 10:00 Uhr übernommen werden sollte. Die Front wurde dünner und reichte jetzt bis Guta Meshigorskaja. General Hauffe befahl für die beiden Divisionen „höchste Gefechtsbereitschaft, einschliesslich Trosse und Versorgungstruppen [sic!]“. Auf gut Deutsch: Jeder, der eine Waffe halten kann, nach vorne! Im KTB wurden auch Verluste und die Übermacht der Roten Armee und deren Wirkung aufgezeigt:
„[…] Bei allen Kämpfen wirkt sich die zahlenmäßig starke Überlegenheit der feindlichen schweren Waffen […] Auch die Kampfkraft der Truppe läßt bei dauerndem schweren Einsatz mit beträchtlichen eigenen Verlusten offensichtlich nach […] Die Divisionen haben täglich ihre Gefechtsstärken zu melden. [sic!]“
Morgen wird der Alex seinen bisweilen schlimmsten Sturm (Angriff) erleben...
An diesem 3. Oktober fällt ein Braunshausener Bub:
"Hunnes Bubi", Bernhard Mörsdorf. Bubi, 1 Jahr älter als Alex, fällt im Dnjeprbogen auf der Höhe 244,5 nördl.Grigorowka, Dnjepr
Bubi gehört zur 122. ID
Quelle: T-314 R-521, Bild 415 KTB XIII. AK vom 24.8. bis 31.12.43
Quelle: T-314 R-521, Bild 417 KTB XIII. AK vom 24.8. bis 31.12.43
Das Korps weist die Divisionen an, dass die Höhenstellung zwischen Ljutesch und Novo Petrowzi wieder in Besitz genommen werden muss.
Karte unten: Lage am 3. Oktober 1943, abends. Roter Kreis: Brückenkopf, hellblau: Divisionsgrenzen
Lagemeldung der Division an XIII. AK:
„[…] Feind- und eigene Lage im Abschnitt der Division unverändert. Der Tag verlief im Allgemeinen ruhig. Um 04.30 Uhr wurde ein feindlicher Versuch von der Nordspitze der Insel Sylt auf das Westufer des Dnjepr überzusetzen. […] [sic!]“
Im KTB des Korps fand sich folgende Meldung:
„[…] Außer Abweisung eines feindlichen Stoßtrupps an linker Abschnittsgrenze keine besonderen Kampfhandlungen. […]“
Wetter: bedeckt.
Alex schreibt einen Brief an seinen Bruder Martin, der zu dieser Zeit auf der Kriegsschule in Metz ist und dort einen Fahnenjunker Lehrgang der Artillerietruppe besucht.
„3 Russland, 3.10.43
Lieber Martin!
Die herzlichsten
Sonntagsgrüsse sendet Dir
Alex. Es geht mir noch ganz
gut, was ich von Dir auch hoffe.
Heute ist der Russe ganz toll.
Er schiesst mit seiner Ari, Granatwerfer
und Stalinorgel wie wild in der
Gegend herum. Vielleicht hat er
was vor. Du wirst meine ersten Briefe
doch sicher erhalten haben?
Die Verpflegung ist sehr gut. Gestern
bekamen wir Schokolade. Wir be-
kommen die Verpflegung immer
erst am Abend. Morgens früh
Kaffee. Dann nichts mehr.
Gestern war er (der Russe) da mit Fliegern. Na Du
kennst ja selbst die Gefühle von
Bomben und Bordwaffen.
Und nun viele Grüsse und alles Gute.
Dein Bruder [sic!]“
An Alex’ Todestag, dem 10. Oktober 1943, wurde der Brief gestempelt. Die mit Bleistift verfassten Notizen oben links sind von Martin und betreffen Alex’ Todestag und -ort mit der Angabe „18 km nordwestlich Kiew“. Die 3 bedeutet, dass es der 3. Brief von Alex an Martin war. Auch Opa, Oma und Uropa haben ihre Briefe so fortlaufend nummeriert.
Vor 80 Jahren: Der sechste Tag an der Front, 1. Oktober 1943:
Der Alex schreibt einen Brief an seine Eltern und seinen Bruder Martin (z.Zt. Lehrstab II u. Lehrgang VI-X Schule für Fahnenjunker d. Artillerie in Metz).
Die Tagesmeldung der Division an das XIII. AK lautet:
„[…] 5.30 Uhr versuchte der Russe 1500m nördlich Zgl. (Ziegelei) mit zwei Booten und von Mitte Westerland mit einem Boot überzusetzen. Er wurde im zusammengefassten Feuer bekämpft und vernichtet. […] Im Laufe des Tages etwa 60 Schuss feindliche Artillerie, Granatwerfer und PaK-Störungsfeuer auf Wyschgorod und Staro Petrowzy. […] [sic!]“
Wetter: Regen
Quelle: NARA T313-R389 Bild 729; PzAOK 4, Tagesmeldungen der Korps an die 4. PzArmee
„Russland, den 1.10.43
Liebe Mu.
Da ich gerade Martin
geschrieben habe, will ich euch
auch noch schnell schreiben. Bis
jetzt geht es mir noch gut,
was ich auch von euch hoffe. Hier
ist ziemlich reger Betrieb.
Überhaupt in der Frühe und
am Abend ist es ganz toll. Eine
Weile sitzen wir nun im Schützen-
graben. Die Verpflegung ist prima.
Zum Schönschreiben ist keine
Zeit, da es jeden Augenblick
wieder krachen kann. Habe Onkel
Hans nicht geschrieben.
Herzliche Grüße
Alex
[sic!]“
Der Feldpostbrief von Alex konnte ich entspannt "übersetzen", die von Opa, Oma und Martin dauerten etwas länger. Der Brief von Onkel Hans ... also das war eine Herausforderung. Das dauerte zwei Wochen und dann nahm ich die Hilfe seines jüngsten Sohnes Hartmut zur Hilfe.
Vor 80 Jahren: Die Lage an der "Donezker Front" am 3. September 1943
Ich habe hier mal die Lagekarte vom OKW hinterlegt. Ich frage mich, spielt der Zar in einem Reenacatmentgame den Herbst 1943 nach?
Bakmut (russ. Artemowsk/Artjomowsk) wird von der 62. Inf.-Div gehalten (XXX. Armeekorps Links: 38. ID; Mitte 62. ID.; Rechts: 335. ID). Gegenüber liegt die 266. Schützenbrigade der Roten Armee. Für die 62. ID habe ich keine KTB greifbar, wohl aber für das XXX. AK. Dort heisst es zum 3. September:
"Die Absetzbewegungen während der Nacht in die Bachmutka-Stellung (Bachmutka ist Bachmut nordöstlich vorgelagert, ca. zwischen Bachmut und Soledar) verlaufen planmässig." Beim rechten Nachbar kommt am Abend "Druck" auf. Am Folgetag verliert 62. ID Pokrowskoje. Das KTB: "... Auf Rollbahn in Rtg Karpowka werden 40 LKW und 4 Geschütze durch eigene Art bekämpft...". Mittags kommt der Befehl, dass die Bachmutka-Stellung bis spätestens 5.9. abends geräumt wird. Das Wetter warm, sonnig, Nachmittag heiter. "...Am späten Nachmittag dringt Feind in Stärke von 2 Bataillonen, unterstützt von 6 Panzern, von Saizewo (südostwärts Artemowsk), ein. Südbrücke wird gesprengt. In der Stadt wird gekämpft. 62. ID erhält Befehl, rechte Flanke zu sichern."
Die 62. ID war in der Ukraine an Kriegsverbrechen beteiligt. Im Oktober 1941 erschossen Soldaten der Division, 168 Kinder, Frauen und Männer, die gesamte jüdische Bevölkerung in Myhorod (nordwestlich von Poltawa, östlich Lubny). Divisionskommandeur war in dieser Zeit Generalleutnant Rudolf Friedrich.
Am 30. September sind die Deutschen Spitzen auf die Linie Dnjeprpetrowsk (heute Dnipro) - Saparoschije - Melitopol zurückgedrängt. Die Restteile der 62. ID stehen nördlich Dnipro bei Werchnedneprowsk und werden aus der Front herausgezogen und in die Kampfgruppe 38 (Infanterie-Division neuer Art - Regimentsstärke) etatisiert.
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